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Das Angebot der Weine aus der Neuen Welt ist heut zu Tage nahezuLos Vascos
unbegrenzt. Es gibt Weine aller Preis- und Qualitätsklassen aus Chile, Argentinien, Südafrika, Nordamerika und Australien. Recht vereinfacht kann man die Produkte dieser Länder in zwei Kategorien unterteilen. Preislich liegen die Weine Nordamerikas und Australiens über dem Durchschnitt der europäischen, die Weine Chiles, Argentiniens und Süd- afrikas darunter. Auch Geschmacklich meine ich eine Verwandtschaft in diesen beiden Klassen zu finden. Die Weine Australiens scheinen mir am schwersten und Konzentriertesten zu sein, mit Ausnahmen liegen die Kalifornier nicht weit dahinter. Ob Cabernet, Merlot oder Zinfandel, es sind Fruchtbündel, die auf vordergründigen Effekt getrimmt sind, ähnlich der Australischen Cabernets oder Shiraz. Lagerfähigkeit ist nicht das Problem, aber die geschmackliche Entwicklung die diese Weine im Laufe ihres Lebens durchführen ist doch eine ganz andere als die der Weine aus Europa, Südamerika oder Südafrika, auch wenn es hier noch einmal Unterschiede zwischen deren Produkten gibt. Ein mittelschweres Leicht- gewicht wie der abgebildete Los Vascos war drei Jahre nach der Lese ein runder, geschmeidiger, bekömmlicher Wein mit verträglichen und für die europäischen Weine üblichen 12,5% Alkohol. Er war so gut, dass fast alle meiner 12 gekauften Flaschen innerhalb weniger Monate ausgetrunken waren. Die Flasche kostete damals bei Karstadt um die 16 DM. In einer Ausgabe der Zeitschrift “Alles über Wein” hat er die sehr unehrenhafte Auszeichnung “überteuertes Produkt” bekommen. Eine Flasche hat sich glücklicher Weise hartnäckig in einem Karton versteckt und ist mir erst vor einem halben Jahr wieder in die Finger gekommen. In vielen Publikationen wird die Lagerfähigkeit Chilenischer Weine angezweifelt, umso erstaunter war ich als sich dieser inzwischen 8 jährige Los Vascos wie ein würdiger Vertreter eines französischen Rothschilds offenbarte. Das Alter war ihm nicht anzumerken, Frische und Fruchtigkeit hatte er bewahrt, aber Tiefe und Sekundäraromen waren zu meiner Freude dazu gekommen. Eine ähnlich gute Lagerfähigkeit kann ich dem Finissimo von Canepa attestieren, ebenfalls ein Weinerzeuger aus Chile. Er verhält sich allerdings wie ein waschechter Europäer, am Anfang hart und unzugänglich, braucht er Zeit für Entwicklung und Reife. Nach 8 - 10 Jahren legt er dann eine Würze an den Tag, die einem guten Spanier zur Ehre gereichen würde. Die Premium Weine, die gar nicht mal mit mehr Konzentration als die Reserva Qualitäten aufwarten, und nichts mit der überladenen Fruchtkonzentration der Australier und Kalifornier zu tun haben, besitzen eine scheinbar typische Eukalyptusnote bei den Cabernets. Erfahren hatte ich so etwas bisher nur bei einem 97er Hermitage von Delas. Ansonsten bestimmt eine noble Feinheit und aristokratische Zurückhaltung die Premium Qualitäten. Auf jeden Fall wenn man sie jung trinkt, wartet man auf den richtigen Zeitpunkt, dann entwickeln auch diese Weine eine große Tiefe und Vielschichtigkeit, die die herausragenden Merkmale großer Weine sind.
Am wenigsten überrascht haben mich die Rotweine aus Südafrika, jedem von ihnen konnte ich bisher ein europäisches Pendant gegen überstellen, meistens konnte ich dabei auf französische Weine zurückgreifen. Ich mag französische Weine sehr, kernige Bordeaux, volle, schmeichelnde Burgunder, kräftige Rhoneweine, Rotweine aus dem Languedoc, die inzwischen jeden Stil imitieren können. Die Produkte aus Südafrika sind nicht weit von ihnen entfernt, nur preiswerter und das ist sicherlich kein Nachteil. Auch die Jahrgangsschwankungen sind hier lange nicht so qualitätsentscheidend. Vom Tryptich 96er der Cathedral Cellar Serie von KWV hatte ich einige Flaschen im Keller und trinke ihn nun seit gut 4 Jahren. Der Jahrgang 96 ist so ziemlich der schlechteste den es seit 20 Jahren in Südafrika gegeben haben soll, ein toller Wein, im Jahre 2002 habe ich mir folgende Verkostungsnotiz gemacht:
“Sein Geschmack und Bouquet sehr jugendlich, frisch und fruchtig, ganz leicht Sauerkirsche, etwas Pflaume und auch Nelken. Sehr schnell im Glas bilden sich Schlieren, im Mund entwickelt er eine komplexe Fülle, Glycerin, kaum Holz und keine Tanninspitzen, sehr harmonisch.”
Ich habe immer noch einige Flaschen zum trinken, und wenn ich mal nicht sicher bin welchen Wein ich anbieten soll, so greife ich gerne auf den Tryptich zurück.
Eine schlechte Erfahrung habe ich bisher mit einem Südafrikaner gemacht, die ich nicht verschweigen will, sie könnte sich aber mit der Zeit relativieren. Der 98er “Plaisir de Merle” Cabernet Sauvignon, ein Hochgelobter Topwein, kam mir als ich ihn Anfang 2002 getrunken habe wie ein Monster vor. Es ist wohl keine Frage, dass er mit zunehmender Lagerdauer trinkreifer werden wird, im kleinen Johnson war er zu der Zeit aber schon zum genießen frei gegeben. Meine Verkostungsnotiz von damals:
“Solch alkoholstarke Weine schmecken nicht selten nach hochprozentigem, in diesem Fall zum Glück nicht, hier tritt der Alkohol nur als Geschmacksverstärker und Besoffenmacher auf. Was auch nicht so schön ist, ich sollte bei den 12,5 %tigen bleiben. Der Wein ist sehr konzentriert, etwas harte und mächtige Tannine, die auf jeden Fall noch 2-3 Jahre brauchen um sich harmonisch einzufügen. In diesem Stadium ist er absolut kein Genuss, welch ein Unterschied zu dem Tryptich aus einem wirklich schlechten Jahrgang.”

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