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Ein Auszug aus dem Weinbuch “Die Weine Spaniens”Campillo
von David Schwarzwälder erschienen im Heyne- Verlag. Das Buch behandelt die renommiertesten An-
baugebiete Rioja, Ribera del Duero, Navarra, Penedes
Priorato, Rias Baixas und Rueda. Die besten Weine
der Bodegas werden mit Bildern und ausführlichen
Verkostungsnotizen aufgeführt. Jede aufgenommene
Bodega wird großzügig mit Geschichte, Gebiet und
Herstellungsmethoden beschrieben.
“Charakteristisch für dir roten Riojas ist der Ausbau
im kleinen Eichenfass, der den Weinen ihre typische
reife Note gibt. Wie kein anderes Gebiet steht die
D.O:Ca. für das spanische Prinzip der Vermarktung von trinkreifen Weinen. Rote Riojas aus guten Jahrgängen besitzen ein erstaunliches Lagerungspotential und weisen im hohen Alter eine charakteristische Säure auf, die sie von allen anderen großen Rotweinen der Welt unterscheidet. In den letzten Jahren wandelte sich der Stil der Rotweine von der feinen traditionellen Art hin zu einem mächtigeren, konzentrierteren und tanninlastigeren Weintyp. Kleine wie große Erzeuger haben damit begonnen, Gewächse aus Einzellagen auszubauen, eine für das Gebiet völlig neue Entwicklung, denn die Bodegas pflegen Trauben aus allen drei Teilgebieten zu kaufen, um die vergorenen Weine später jeweils zu einem individuellen Verschnitt zu vermählen. Aber selbst viele der alteingesessenen Erzeuger vinifizieren heute sortenreine Tempranillos, reduzieren den Ausbau im Faß und erzeugen so dunklere, fruchtbetontere Weine, die saftiger wirken als die klassischen Riojas.”
Es mag sein, dass sich der Stil allgemein gewandelt hat, unbestreitbar ist, viele Bodegas bieten heutzutage ein breiteres Typenspektrum an und die teuerste Variante ist oftmals der “neue” Einzellagenwein. Oder einige große Bodegas wie etwa Faustino Martinez schaffen sich kleinere Schwesterbetriebe unter eigenem Namen und vermarkten ihre Topqualitäten unter neuem Etikett. In Qualität und Preis gibt es beachtliche Unterschiede und da die Anzahl der exportierenden Bodegas ziemlich groß ist, bedarf es etwas Glück um seinen Lieblingswein heraus zu finden. Als preisbewusster Konsument sprang mir nach einigen Vergleichen die Bodega Faustino geradezu ins Auge. Die Reserva für ca. 9 Euro und die Gran Reserva für ca. 12 Euro kommen doch einem veritablen Schnäppchen gleich. Von den 94er und 95er Standardreservas habe ich viele Flaschen getrunken, alle waren stets sauber, fruchtig und lecker. In guter Hoffnung und blindem Vertrauen habe ich etliche Kisten der 94er und 95er Gran Reserva in den Keller gewuchtet, wo sie die nächsten Jahrzehnte bis zur vollen Entfaltung Ruhen dürfen. Der oben abgebildete Einzellagenwein von Faustino heißt Campillo, beide Bodegas werden von David Schwarzwälder in seinem Wein- buch beschrieben. Der Campillo ist, wie nicht anders zu erwarten, um einiges teuerer als die Weine vom Muttergut, aber sie sind ebenso jeden Cent wert. Probieren wollte ich bisher nur den 94er Reserva. Manche Weinkritiker trauen den neuen spanischen Weinen nicht mehr soviel Lagerungsfähigkeit wie früher zu und dem als Superjahr attestierten 94 soll schon bald die Puste ausgehen. Diese Erfahrung habe ich zum Glück noch nicht gemacht, der 94er Reserva Faustino ist wunderbar trinkreif, er ist ein voller Wein, an dem die Zeit noch lange nagen muss bis er einem ausgezehrt erscheinen wird. Der 94er Reserva von Campillo ist feiner, würziger, nobler und trotzdem mindestens ebenso stark und konzentriert und für ihn gilt das gleiche. Ein anderer Rioja den ich schon öfter trinken konnte ist der 94er Reserva von Riscal, ein Wein den ich seit 2000 regelmäßig verkoste, da er im Johnson als trinkreif angegeben wurde. Er ist stämmiger und wilder, selbst jetzt im Jahre 2003 kommt er mir noch etwas ungehobelt vor, man spürt die Konzentration und muss Geduld haben bis die Tannine geschliffen und wirklich trinkfertig sind, dann wird es ein Wein von großer Tiefe und beachtlicher Intensivität sein. Eigentlich ist er ganz das Gegenteil von einem leichten und blumig duftenden Alavesa-Wein. Nochmal eine Steigerung dazu stellt die Reserva “Baron de Chirel” dar. Von diesem Wein konnte ich bisher den 88er, 92er und den 94er probieren. Obwohl sehr unterschiedliche Jahrgänge war das Ergebnis im Großen und Ganzen doch sehr ähnlich. Alle drei Weine habe ich im Jahr 2002 getrunken und sie wirkten sämtlich noch sehr verschlossen. Sehr fest und fleischig, ein Wein mit viel Potential, so hoffe ich, denn absolut Gewiss kann man ja erst sein wenn sich der Wein einem hingibt und sich der Blick in seine Tiefen öffnet.

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